Rezeptsammlung Drinks - Rezept-Nr. 1184

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Geschmackssache-Trocken, Halbtrocken, Lieblich, Süss

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Zubereitung

Nirgendwo sonst auf der Welt kriegt der Verbraucher so ausführlich und umfassend gesagt, wie süss der Wein ist, den er kauft. Das ist in Deutschland notwendiger als anderenorts, denn während die meisten Weinländer den trocknen Wein als Regel haben - und süsse die seltene Ausnahme sind, ist es bei uns eher umgekehrt. Nicht von Natur aus: bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts war das bei uns auch so, aber dann haben die Kellereien die Süssung mit Süssreserve aufgebracht, also den Verschnitt von trocknem Wein mit süssem, unvergorenen Traubensaft. Und seitdem tun Geschmacksangaben Not, weil wir Verbraucher sonst nicht wissen, worauf wir uns beim Kauf einer Flasche einlassen.
 
Das deutsche Weinrecht kennt vier Kategorien, die gesetzlich festgelegt sind:
 
Trocken: Weine ohne schmeckbare Süsse. Trockene Weine weisen einen Restzuckergehalt von 1 g bis 4 g, bei höherem Fruchtsäuregehalt bis 9 g pro Liter auf. Kenner bevorzugen zu einem Essen trockene Weine, denn sie machen die Zunge besonders empfänglich für die Geschmacksnuancen der Speisen.
 
Halbtrocken: Kennzeichnet Weine mit fein-fruchtigem Geschmack und gering wahrnehmbarer Süsse. Der Restzuckergehalt liegt abhängig vom Fruchtsäuregehalt bei maximal 18 g pro Liter. Sie harmonieren mit Gerichten, deren Eigengeschmack oder deren Zubereitungsart einen Hauch von Süsse aufweist (asiatische Küche!).
 
Lieblich: Sind Weine mit bis zu 45 Gramm Restzucker.
 
Süss Alles was über 45 Gramm Restzucker liegt.
 
Wenn nichts anderes auf den Flaschen steht, handelt es sich eben in Deutschland meistens um Weine dieser Kategorien. Allerdings wird die Lage in Zukunft eher unübersichtlicher für Verbraucher, denn gerade hat das Oberverwaltungsgericht Koblenz die Entscheidung gefällt, dass Winzer ihre eigenen Geschmacksbezeichnungen erfinden und an Stelle der gesetzlich festgelegten aufs Etikett schreiben dürfen.
 
Konkret ging es um den Begriff Feinherb. Einige Weingüter nutzen ihn als Alternative zu halbtrocken, weil sie glauben, dass das ein Begriff sei, der Käufer eher abschreckt. Allerdings sind auch sehr trockene und süsse Weine schon so genannt worden. Die Richter, die trotzdem die grosse Freiheit auf dem Etikett verkündet haben, schreiben selbst: die EU habe hier ganz klar an die Winzer und Kellereien und ihren Wunsch zu werben gedacht und nicht an die Verbraucher. Im Urteil heisst es: Eine gewisse Blumigkeit der Angaben für die organoleptischen Eigenschaften des Weins und die dabei gelegentlich zu beobachtende spezielle Lyrik des Weinprobenvokabulars mögen von ihrem Aussagegehalt her nur schwer fassbar sein, sie sind aber nach dem Willen des Gesetzgebers gleichwohl zulässig.
 
Damit kann noch eine Menge Winzer-Lyrik auf uns zukommen. Das ist umso bedeutsamer, als die Weinwirtschaft insgesamt gerade ja auch noch versucht, den Begriff Classic mit hohem Werbeaufwand einzuführen. Weine mit dieser Bezeichnung sollen einen trockenen Charakter haben, faktisch sind sie in der Regel schlicht halbtrocken.
 
Fremdsprachliche Angaben: Importweine werden selten mit Geschmacksangaben verkauft. Vor allem im mittleren und gehobenen Bereich sind sie schlicht trocken. Oder aber es sind Spezialitäten mit eher natürlichen Süsse (vergleichbar den deutschen edel-süssen Auslese-Spezialitäten). Vin doux (naturel) ist das dann in Frankreich betitelt. Oder es findet sich der Hinweis mölleux (etwa auf Loire-Weinen). In Italien heisst süss amabile und in Spanien dulce. Auch Begriffe wie Vino santo (heiliger Wein) oder Vino liquoroso (Likörwein) können Hinweise sein.
 
Die Geschmacksrichtungen beim Sekt: Leider haben die Geschmacks-Angaben bei Sekt und bei Wein nicht die gleichen geschmacklichen und analytischen Bedeutungen. Die im Sekt vorhandene Kohlensäure unterdrückt nämlich den süssen Eindruck ganz deutlich. Deshalb darf trockner Sekt 17-35 Gramm Restzucker enthalten. Richtig trocken heisst bei Sekt extra brut (0 - 6 g/l Zucker) oder brut (0 - 15 g/l). Extra trocken (extra dry) enthält schon 12 - 20 g/l Zucker, halbtrocken 33 - 50 g/l.
 
http://www.swr-online.de/kaffee-oder-tee/tipps-tricks/weinecke/archi v/2002/02/21/index.html
 
,AT Christina Philipp ,D 28.02.2002 ,NI ** ,NO Gepostet von:
 
Christina Philipp ,NO EMail: chrphilipp@web.de
:Erfasser : TAMKAT
:Datum : 19.10.2004

Quelle

Kaffee oder Tee,
SWR 21.02.2002
Erfasst von Christina
Phil

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