Rezeptsammlung Drinks - Rezept-Nr. 2156

Vorheriges Rezept (2155) Zurück zum Inhaltsverzeichnis Nächstes Rezept (2157)

Ostfriesentee: D. Nationalgetränk zu Jeder Tageszeit (Info)

( 1 Text )

Kategorien

Zutaten

1   Info
 

Zubereitung

_Die Einführung des Tees in Ostfriesland_
 
Die Nähe zu den Niederlanden und die Schifffahrt sind der Grund für die schnelle Einführung des neuen Produktes TEE, der 1610 zum erstenmal in Europa angelandet wurde. Die ostindische Kompanie brachte den ersten Tee von Japan auf ihren Schiffen mit. Die ersten Teelieferungen nach Ostfriesland lassen sich nicht genau feststellen, aber eine der frühesten Nachrichten über Tee in Ostfriesland liegt aus der Stadt Leer vor. Dort weigerten sich 1675 Kaufleute, Waagegeld für nicht verzeichnete Waren zu entrichten, mit welchen Tee, Kaffee und Tabak gemeint waren.
 
Bevor der Tee Ostfriesland eroberte, war das Bier die allgemeine und viel Unheil stiftende Volksnahrung. Es wurde in fast jedem Dorf gebraut und als Nahrungsmittel weit verbreitet. Kein Wunder, dass Feinde berauschender Spirituosen das fernöstliche Kraut als Lebenselixier hoch priesen. Tee wurde sogar in Kirchengesängen in jener Zeit gelobt.
 
Die Einführung gelangte zuerst zu den betuchten Ostfriesen, denn das östliche Kraut war, weil die ostindische Kompanie ihre Monopolstellung ausnutzte und den Tee über Apotheken und Mediziner verkaufte, sündhaftteuer. Schon im Jahr 1699 wurde im Nachlassinventar der Fürstin Christine-Charlotte (aus Würtenberge) neben einem Buch über Tee geistlich- und himmlischer Teegebrauch 1697 Teetische und Zubehör aufgeführt.
 
_Teekochen - die Alternative zu schlechtem ostfriesischen Wasser_
 
Das Wasser spielt heute wie damals eine wichtige Rolle in der Zubereitung des Tees. Die Wasserversorgung in den ländlichen Gebieten Ostfrieslands war bis vor wenigen Jahrzehnten ein grosses Problem, gerade in gesundheitlicher Hinsicht. In den Moorgegenden war das Wasser durch seine organischen Stoffe oft ungeniessbar, ebenso auch in der Marsch, wo über hartes und salziges Grundwasser geklagt wurde .Das Regenwasser war eine der Methoden, gutes Gebrauchswasser zu erhalten. Das Abkochen des Wassers zur Teezubereitung löste auf einen Schlag die Geniessbarkeit des Wassers.
 
Daneben gibt es Gutachten, in denen auf das Klima hingewiesen wird. Das ostfriesische Klima ist ausgezeichnet durch die relativ starke Bewegung und Feuchtigkeit der Luft. Um einen Ausgleich zur hohen Luftfeuchtigkeit zu erhalten, wurde neben fetter gehaltsvoller Nahrung die Zuführung von Heissgetränken favorisiert. Tee ist nicht nur geeignet durch seine allgemein anregende Wirkung, sondern schütz auch vor erkältungsbedingten Witterungseinflüssen.
 
_Teetrinken - ein Stück ostfriesische Lebensqualität_
 
Doch gerade die Lebensart der Menschen in Ostfriesland hat die Teekultur bestimmt, schon in der ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts gab es Teegesellschaften und Teeempfänge! Seit dem 19.Jahrhundert ist das Teetrinken ein fester Bestandteil des ostfriesischen Charakters.
 
In und nach den Kriegsjahren litten die Ostfriesland grosse Not, da sie kaum Tee zur Verfügung hatten. Mit den wenigen Gramm, die ein
 
Erwachsener erhielt, wurde sehr sparsam gewirtschaftet. Es gab erfinderische Leute, die den Teetrinkern durch Beigabe von allerlei artfremdes Kraut den Genuss verlängern wollten, doch war und ist die Vorliebe der Menschen ungebrochen. Es gab Zeiten, da waren Gerüchte im Umlauf, dass die Menschen in der Region ihr Hab und Gut für ein paar Gramm Tee hergeben würden. So bluehte damals der Schwarzmarkt. Und der Spruch hatte wieder Bedeutung: Heb wie kein Tee mööt wie starben..., auf hochdeutsch: Haben wir keinen Tee müssen wir sterben, und dieser Spruch gilt heute wie damals.
 
_Alles rund um die ostfriesische Teestunde :_
 
Die Teezubereitung in der klassischen Methode wird in jedem ostfriesischem Haushalt zelebriert. Der Stolz der Hausfrau ist immer Ihr Treckpott (Teekanne), an diesen lässt sie niemanden ran! Der Besucher in einem solchen Haushalt sollte sich geehrt fühlen, wenn Ihm eine solche Aufforderung wie: Set die man ebenen heen, ick mock eben een Tass Tee!!, auf hochdeutsch Setz dich ein Weilchen ich, mache dir eine Tasse Tee.
 
Für eine echte ostfriesische Teestunde gibt es am Tag viele Gelegenheiten, die Menschen in der Stadt Leer trinken mindestens 5-6 mal am Tag Tee: Morgens ca. 6 Uhr, zum Frühstück um 7-8 Uhr, am Vormittag, am frühen Nachmittag und am Abend und oft noch vor dem Schlafengehen. Die anregende Wirkung des Koffeins ist allzeit im Körper spürbar!
 
_Folgende Utensilien benötigt man für eine ostfriesische Teestunde:_
 
Waterkedel - Wasserkessel Teebürss - Teedose Teedöpsel - Teemass Treckpot - Teekanne Teestov - Stövchen Tee - Feine Echte Ostfriesenmischung = Tees aus Assam - Ceylon -Darjeeling Kluntje dicker weisser Kandis Koppkes - Teetassen aus wunderbar dünnem Porzellan
:Erfasser : TAMKAT
:Datum : 19.10.2004

Quelle

Kaffee oder Tee,
SWR 19.03.2003
Erfasst von Christina
Phil

Vorheriges Rezept (2155) Zurück zum Inhaltsverzeichnis Nächstes Rezept (2157)
Free Web Hosting