Rezeptsammlung Fleisch - Rezept-Nr. 6853

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Pickelsteiner oder Pichelsteiner (Bayern)

( 6 Portionen )

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Zutaten

250 Gramm  Schweineschulter ohne
    -- Knochen
250 Gramm  Rindfleisch
    -- Dicker Bug
250 Gramm  Lammschulter, ohne Knochen
2   Rindermarkknochen
2   Zwiebeln
750 Gramm  Festkochende Kartoffeln
400 Gramm  Knollensellerie
300 Gramm  Karotten
2   Petersilienwurzel
1 groß. Stange Lauch
1 Essl. Öl
50 Ltr. Fleischbrühe
    ; Salz
    ; Schwarzer Pfeffer
1 Bund  Petersilie
1 Bund  Schnittlauch
 

Zubereitung

Über den Ursprung dieses bekannten Eintopfs gehen die Meinungen auseinander. Nach der einen Quelle wurde das erste Pickelsteiner am
 
17. Juni 1823 'erfunden': damals habe der Herr Landrichter Storlein von Grafenau zur Feier seines Namenstages mit Freunden einen Ausflug auf den Büchelstein gemacht, ein Berglein zwischen Deggendorf und Schönberg im Lallinger Winkel. Die Wirtin Auguste Winkler habe für die Gesellschaft einen Eintopf gekocht. In einem grossen Topf mitgeschleppt - so berichtet Erna Horn in ihrem Buch Die bayrische Kuchl, wurde das Gemeinschaftessen auf den Gipfel des Büchelsteins über einem zünftigem Bergfeuerl heiss gemacht.
 
In einem anderen Werk Das altbayrische Küchenjahr verlegt die gleiche Autorin das erste Pickelsteineressen aber ins Jahr 1839. Wieder ist es sein Namenstag, an dem seine Gnaden, der Kgl. bayrische Landrichter Benno Storlein mit Freunden auf den Büchelstein stieg. Da wir nun den Vornamen des Landrichters kennen, liesse sich das Ur-Pickelsteiner exakt datieren: Tag des heiligen Benno ist der 16. Juni.
 
B.Rias-Bucher berichtet aber, dass das Problem jedoch keineswegs gelöst ist: das Städtchen Regen, nördlich vom Büchelstein im Bayerischen Wald gelegen, feiert alljährlich ein Pickelsteiner Fest in Juli, am ersten Sonntag nach Jakobi. Für einen anderen Autor ist 1830 das Pickelsteiner Jahr.
 
Und dann kommt noch der berüchtigte Panduren-Oberst Freiherr Franz von der Trenck mit seinen Soldaten. Der wilde Mann soll eine Bäuerin aus einem Dorf bei Regen vor die unangenehme Alternative Essen oder Leben gestellt haben. Die arme Frau entschied sich natürlich fürs Essenkochen und suchte flugs zusammen, was sie an Essbarem fand: ein bisschen Gartengemüse, ein paar Stückchen Fleisch und einige Kartoffeln. Alles kochte sie in einem grossen Pichel, wie es in der Geschichte heisst, über dem Feuer. Und seitdem heisst der Eintopf auch Pichelsteiner. Das muss sich übrigens noch vor 1746 abgespielt haben, denn in diesem Jahr wurde Trenck wegen Kriegsgreuel zum Tode verurteilt, dann aber zu lebenslanger Haft begnadigt.
 
Ferner berichtet B.Rias-Bucher, dass es Pichel für Topf im Deutschen aber nicht gibt. Auch nicht im Bayerischen - wäre das Gericht nach dem Kochtopf benannt, würde es vielleicht Hafnsteiner heissen.
 
Sie führt ferner aus, dass der Pickelsteiner - Eintopf aus Kartoffeln, Gemüse und verschiedenen Fleischsorten - nichts typisch Bayerisches sein kann, sondern was typisch Norddeutsches. Die Bayern kochen höchstens Kraut und G'selchtes zusammen, sonst essen sie ihr Fleisch fein säuberlich getrennt vom Zuag'müas - also von Knödeln, bayerischen Kraut und Salat.
 
Vermutlich stammt das erste Pickelsteiner von einem norddeutschen Einwanderer, und die Bayern haben es sich nur unter den Nagel gerissen.
 
Nun, das Rezept:
 
Alle Fleischsorten in gulaschgrosse Würfel schneiden, Zwiebeln grob hacken, Lauch längs halbieren und in fingerdicke Stücke schneiden, restliches Gemüse in etwa 5 mm dicken Scheiben schneiden.
 
Öl in einem grossen Bräter erhitzen und Markscheiben darin bei schwacher Hitze ausbraten, herausnehmen und beiseite legen.
 
Fleischwürfel bei starker bis mittlerer Hitze im gleichen Fett braun anbraten und wieder herausnehmen. Zwiebeln und Kartoffeln in Portionen anbraten und aus dem Topf nehmen. Gemüse ebenfalls in Portionen anbraten und herausnehmen.
 
Bräter schichtweise mit Gemüse, Kartoffeln und Fleisch füllen, mit Salz und Pfeffer würzen. Als Abschluss Kartoffeln einfüllen und darauf die Markscheiben legen. Brühe an den Seiten zugiessen.
 
Das Pickesteiner bei starker Hitze aufkochen und zugedeckt bei schwacher Hitze eineinhalb Stunden garen.
 
Petersilie und Schnittlauch zerkleinern und Pickelsteiner damit bestreuen.
 
,AT Rene Gagnaux ,D 28.04.2001 ,NI ** ,NO Gepostet von: Rene Gagnaux ,NO EMail: r.gagnaux@tic.ch
:Erfasser : TAMKAT
:Datum : 19.10.2004

Quelle

B. Rias-Bucher
Der bayerische Küchen-
kalender, Südwest
ISBN 3-517-01478-8
Umgew. von Rene Gagnaux

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