Rezeptsammlung Fleisch - Rezept-Nr. 7360

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Qs-Zeichen: Mehr Sicherheit Beim Fleischkauf (Info)

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Zutaten

1   Info
    Von Thomas Liesen
 

Zubereitung

Fast zwei Jahre nach Beginn der BSE-Krise in Deutschland scheint Normalität eingekehrt zu sein, denn der Fleischabsatz ist fast auf altem Niveau. Dennoch: Das Vertrauen der Verbraucher in die Landwirtschaft hat arg gelitten. Und genau dagegen will jetzt die Fleischwirtschaft angehen. Ab Mitte September wird daher ein weiteres Zeichen zur Siegelflut auf deutschen Lebensmitteln beitragen: das QS-Gütesiegel für Fleisch. QS steht für Qualität und Sicherheit, auch wenn es der Bauernverband gleich mit Quantensprung übersetzt.
 
Zunächst hat das QS-Siegel vor allem einen Sinn: Es soll den Absatz von Fleisch fördern. Aus der Taufe gehoben hat es eine breite Allianz: Bauernverband, Futtermittelindustrie, Fleischindustrie und der Einzelhandel. Und entsprechend will man kein Nischen-Siegel, sondern eines, dass für viele, wenn nicht die meisten Produkte passt. Daher ist klar, es soll Fleisch aus konventionellen Betrieben adeln, von Öko ist keine Rede.
 
_Was verspricht das neue Siegel?_
 
In ersten Entwürfen sah es denn auch so aus, dass das QS-Zeichen nicht mehr garantieren soll als die Einhaltung der bestehenden Gesetze - reine Augenwischerei also. Aber vor allem der Handel gab sich damit nicht zufrieden. Und mittlerweile hat man Kriterien festgelegt, die in einigen Punkten über das gesetzlichen Mindestmass hinausgehen:
: Verbot von Antibiotika als Leistungsförderer in der Tiermast. Erlaubt bleibt aber weiterhin der Einsatz bei der Fütterung von Ferkeln mit einem Gewicht von weniger als 40 Kilogramm.
: Eine Positivliste für Futterinhaltsstoffe wird eingeführt. Bisher galt eine Negativliste: Es war alles erlaubt, was der Gesetzgeber nicht ausdrücklich verboten hatte. Anders als bisher müssen jetzt auch alle Inhaltsstoffe auf den Futtersäcken offen deklariert werden.
: Kontrollen finden erstmals auch bei konventionellen Landwirten statt. Zertifizierte QS-Prüfer besuchen jeden Hof eines QS-Bauern mindestens alle drei Jahre. QS-Bauern müssen sich zur bisher nicht erforderlichen Dokumentation ihrer Arbeit verpflichten, also Aufzeichnungen über Medikamenteneinsätze, Tierarztbesuche und Futterkäufe führen.
: Der Landwirt darf sich seinen Tierarzt nicht mehr frei wählen. Nur noch Vertragstierärzte sind zugelassen. Das soll unerlaubtes Medikamenten-Doping verhindern.
 
_Kritik an laschen QS-Standards_
 
Verbraucherverbände und Naturschützer sehen das QS-Zeichen kritisch. Sie bemängeln, dass die Verantwortlichen der BSE-Krise das neue Gütesiegel unter sich ausmachen, ohne Beteiligung der Verbraucherschützer. Ausserdem fallen einige Kriterien weit hinter Öko-Standards zurück. Das betrifft nicht nur den Einsatz von Antibiotika in der Ferkelaufzucht. So gibt es auch keinerlei Vorschriften zur Tierhaltung. Es ist lediglich das Gesetz einzuhalten. Und das erlaubt Haltungsbedingungen gerade in der Schweinemast, die alles andere als tiergerecht sind. Die Folge: Krankheiten im Stall. Und das könnte die strengen QS-Richtlinien für Arzneien gleich wieder unterlaufen. Denn Antibiotika sind ausnahmsweise erlaubt, wenn es um die Therapie von Krankheiten geht, auch wenn Infektionen durch die Haltungsbedingungen provoziert werden.
 
Ein weiteres QS-Manko: Gentechnik in den Futtermitteln ist erlaubt. Ebenfalls ist noch nicht klar, ob Tiermehl verboten bleiben soll oder doch wieder in den Futtertrog darf, zumindest in der Schweinemast.
 
_Kontrollnetz mangelhaft_
 
Kritik erntet auch das weitmaschige Kontrollnetz von QS. Nur alle drei Jahre muss der Landwirt zum QS-TÜV, während Bio-Bauern jährlich den Kontrolleuren ihren Hof öffnen müssen. Mangels Kontrollen täuscht das QS-Siegel auch gerade jetzt in der Anfangsphase mehr Sicherheit vor, als es tatsächlich garantieren kann. Die so genannten QS-Bündler, wie zum Beispiel Schlachthöfe, können nämlich ihre gesamte Ware bereits mit Siegel vermarkten, wenn gerade mal 10 Prozent der angeschlossenen Betriebe überprüft und zugelassen sind.
 
_Erste QS-Ware im September im Handel_
 
Am 19. September 2002 will nun der Handelsriese Wal Mart den Anfang machen: Dann kommt QS-Fleisch erstmals in die Kühltheken einer Supermarktkette. Weitere Handelsunternehmen wollen bald folgen. Sie erhöhen den Druck auf die Fleischwirtschaft, QS-Ware bald in grossem Umfang anzuliefern. Damit keine Engpässe auftauchen, wollen viele Schlachtunternehmen jetzt die Bauern mit differenzierten Preisen locken: Mehr Geld für QS-geprüftes Fleisch, weniger Geld für konventionelle, ungeprüfte Ware. Erklärtes Ziel: 90 Prozent der Landwirte sollen bis Ende nächsten Jahres QS-zertifiziert sein. Fleisch ohne Siegel soll fast ganz vom Markt verschwinden.
 
Allerdings ist schon jetzt abzusehen, dass die Handelsriesen den Schlachthöfen und Fleischvermarktern kaum höhere Preise für das Fleisch zahlen werden. Und die sehen sich daher auch nicht in der Lage, die Bauern für ihren Mehraufwand angemessen zu entschädigen. Maximal 1 Cent pro Kilogramm wollen die Schlachthöfe für
:Erfasser : TAMKAT
:Datum : 19.10.2004

Quelle

ServiceZeit - KostProbe,
WDR 09.09.2002
Erfasst von Christina
Phil

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