Rezeptsammlung Kartoffel - Rezept-Nr. 5854

Vorheriges Rezept (5853) Zurück zum Inhaltsverzeichnis Nächstes Rezept (5855)

Und Su Steht für Süßkartoffel...

( 1 Text )

Kategorien

Zutaten

    Süßkartoffel
 

Zubereitung

Süßkartoffel, ein Gemüse, das auf Neuseeland, den Fidschiinseln und Tahiti unter ein und demselben Namen bekannt ist, was uns die Frage nahelegt, ob es diese Inseln möglicherweise erreichte, bevor es nach Europa gelangte (in der Tat verlaufen die Meereßtrömungen des Südpazifiks so, daß ein Kanu oder Floß von der Westküste Südamerikas nach Tahiti und den Fidschis gelangen könnte).
 
Die Süßkartoffel oder Batate (Ipomöa batatas) ist ein durch und durch amerikanisches Gewächs, das im tropischen oder subtropischen Amerika entstanden sein muß, denn dort ist es eine mehrjährige Winde, während es in den wärmeren Gebieten der gemässigten Zone als einjährige Pflanze angebaut wird. Ihre amerikanische Geschichte ist seit ihrer Entdeckung durch Kolumbus minutiös dokumentiert; Kolumbus berichtete von verschiedenen Varietäten, und bei einem Festmahl zu seinen Ehren servierte man ihm vier davon. Batatas hießen die Knollen in der Sprache der Arawak-Indianer, und dieses Wort stand Pate für den englischen Namen der Kartoffel - potato. In Peru fanden sich die ältesten archäologischen Nachweise der Süßkartoffel, die etwa aus der Zeit um 750 v. Chr. stammen und in der Nekropole von Paracas entdeckt wurden.
 
Die Spanier brachten die Süßkartoffel ebenso wie die Kartoffel nach Spanien mit, wo sie sie anpflanzten, und sie mundete ihnen weitaus beßer als die Grund- oder Erdbirne; bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden Süßkartoffeln in Spanien, Portugal und vielleicht auch Italien allerorten angebaut. Zu dieser Zeit war die Pflanze in ganz Europa nicht mehr unbekannt, zumindest in botanisch intereßierten Kreisen, und wir finden sie in allen botanischen Werken des letzten Viertels dieses Jahrhunderts, in denen die Kartoffel nicht immer vorkommt. John Gerard, der sie in seinem Herball von 1597 potato nennt, nannte die Kartoffel als Verlegenheitslösung Virginia-Kartoffel und legte damit den Grundstein für die irrige Annahme späterer Autoren, die Kartoffel stamme aus Nordamerika und nicht aus den Anden. Auch Shakespeare meint die Süßkartoffel, wenn er das Wort potato verwendet, während man sie in Frankreich patate und in Deutschland Batate nannte, wo Johann Sigismund Elsholtz in seinem Diäteticon über sie schrieb: Diese Wurzeln wachsen von sich selbst in America / und denen nahe daran belegenen Inseln [..] Diese anmuthige Wurzeln kommen selten zu uns [...] Alsdan aber übergehen sie die liebligkeit der Castanien und der gemeinen Zuckerwurz gar weit / und wären wehrt / daß man sie auch bey uns zu ziehen vermöchte.
 
Am erfolgreichsten ließ sich die Süßkartoffel dort einführen, wo stärkehaltige Nahrungsmittel nicht ausreichend vorhanden waren, in Afrika und auf den Pazifikinseln und in Indien, wo sie seit 1616 angebaut wird (und das in zahlreichen Varietäten, doch die sogenannte Pondicherry-Süßkartoffel ist keine, sondern eine Yamswurzel). China erhielt die Batate vermutlich über spanische Händler, die sie von den Philippinen mitbrachten, und Japan erhielt sie von China.
 
Mit Ausnahme der UdSSR, wo der Süßkartoffelanbau in den 30er Jahren forciert wurde, war man in Europa von den Knollen der Prunkwinde nur mässig begeistert. In Südeuropa wird sie vereinzelt kultiviert, vor allem in Spanien, weniger in Südfrankreich.
 
Im Norden Frankreichs, wo man die Süßkartoffel nicht kennt, schreibt man dennoch Bücher über Nahrungsmittel. Daß Alexandre Dumas im 19. Jahrhundert behaupten konnte, sie stamme aus Indien, wollen wir ihm gerne nachsehen, aber es erstaunt einigermassen, die gleiche Information von zweifelhaftem Wert in der Ausgabe der Larouße-Enzyklopädie von 1960 zu finden und ebenso im Dictionnaire de l'Academie des Gastronomes von 1962.
 
In Lateinamerika hat die Süßkartoffel ihren Platz in der Küche gehalten, doch in den Vereinigten Staaten ißt man sie fast nirgends mehr, was daran liegen kann, daß Süßkartoffeln auf pestizidbehandelten Böden einen unangenehm muffigen Geruch annehmen, sogar noch Jahre nach der Behandlung. Ade, soul food der Südstaaten, ade, Süßkartoffelgerichte des good old south.
:Erfasser : TAMKAT
:Datum : 19.10.2004

Quelle

Nach einer Erzählung von
Waverley Root, 1980/1994
Das Mundbuch, Eichborn
ISBN 3-8218-4445-0
Umgew. von Rene Gagnaux

Vorheriges Rezept (5853) Zurück zum Inhaltsverzeichnis Nächstes Rezept (5855)
Free Web Hosting